Die traumatische Erfahrung der deutschen Besatzung für die gesamte Bevölkerung Griechenlands überlagert die Erinnerung an die knapp 60.000 jüdischen Opfer des Holocaust jahrzehntelang. Griechenland handelt mit Westdeutschland 1960 eine Entschädigungszahlung von 115 Millionen DM aus. Anspruchsberechtigt sind alle griechischen NS-Opfer. Trotzdem ein Drittel Jüdinnen und Juden sind, erhalten diese nicht einmal 10 Prozent der Gelder. Nur die wenigen Überlebenden, die eine griechische Staatsbürgerschaft besitzen, können überhaupt Anträge stellen. Verhandlungen zwischen Griechenland und der BRD über die Rückerstattung des geraubten jüdischen Eigentums bleiben ergebnislos.
1945 untersucht die Gemeinde Thessaloniki Vorwürfe gegen einen früheren Lagerdolmetscher von Karya, der wie andere jüdische Funktionshäftlinge, als »Verräter« beschuldigt wird.
1952 erhält die jüdische Gemeinde in Thessaloniki erstmals einen Hinweis auf ein Massengrab mit ermordeten jüdischen Zwangsarbeitern in »Karya bei Thiva«. Die Gemeinde will die Opfer ordentlich bestatten. Die ungenaue Ortsangabe erschwert die Suche. Die Behörden unterstützen das Vorhaben nicht.
An die Zwangsarbeit der jüdischen Bevölkerung für die Besatzer wird kaum erinnert. Erst im Oktober 1988 errichtet die Jüdische Gemeinde von Thessaloniki eine Gedenktafel auf dem Bahnsteig in Lianokladi, einem Ort der Zwangsarbeit. Das Denkmal wird 20 Jahre später aus bislang unbekannten Gründen entfernt. Auf Initiative der Gemeinde wird 2021 ein zweites Denkmal eingeweiht, das einige Monate später von Unbekannten zerstört und danach abgebaut wird.