Firma Moll / Überland

 

Zuständig für die Baustelle in Karya ist die „Überland-Einheit“ der Organisation Todt. Der Name ist abgeleitet von der 1928 in Wien gegründeten »Ueberland AG für neuzeitlichen Strassenbau«. Diese Aktiengesellschaft hatten Dr. Emmerich Granichstädten, Dr. Rudolf Schalek, Dr. Paul Leinkauf, Dr. Gustav Teichner gemeinsam mit dem Münchner Bauunternehmer Leonhard Moll gegründet. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wird die österreichische Firma Überland von den Nazis enteignet, die vier Geschäftspartner Molls als Juden verfolgt. Dieser erwirbt das Aktienpaket für 1 RM.

Die Firma Moll dient sich den nationalsozialistischen Machthabern an: Im Juni 1938 führt sie den Abriss der Münchner Hauptsynagoge durch, der von Adolf Hitler persönlich angeordnet worden ist. Im Zweiten Weltkrieg wird die Firma in die Organisation Todt eingegliedert, die kriegswichtige Bauprojekte ausführt und Zwangsarbeiter:innen einsetzt.

Der Ingenieur Hanns Rössler ist Angestellter bei Überland und leitet als Haupttruppführer der „Überland-Einheit“ der Organisation Todt die Baustelle in Karya. OT-Truppführer Josef Langmeier beaufsichtigt als Oberschachtmeisters der Firma Moll die Arbeiter.

Nach 1945 bleibt Moll/Überland weiter als Bauunternehmen tätig. Leonhard Moll entwickelt große und bekannte Münchner Projekte, u. a. die Sportstätten des Olympiageländes, Industrieanlagen für BMW, Brauereien und das Polizeipräsidium München. 2000 beteiligt sich Leonhard Moll AG an den Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiter:innen. Die Leonhard Moll AG ist heute Teil der Moll-Gruppe mit weiteren Beteiligungen im In- und Ausland.

Im Jubiläumsband der Firma Moll 1969 werden zwar NS-Bauprojekte erwähnt, nicht aber die Bautätigkeit für die OT in den besetzten Gebieten wie Griechenland. Auch der von der Firma durchgeführte Abbruch der Synagoge in München und die Übernahme des jüdischen Unternehmens Überland bleiben ausgespart. Die folgende Danksagung ist bemerkenswert: Wir gedenken der Leistungen und Opfer jener Firmenangehörigen, die in zwei Weltkriegen Gesundheit, Gut und Leben hingaben. Wir gedenken auch der Leistungen jener Mitarbeiter, die nach einem vollbrachten Leben von uns gingen, die im Krieg und Frieden der Firma aufopfernd und treu gedient haben.


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